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Friedrich-Wilhelm Marquardt
Autobiographische Erinnerungen
Lebens- und theologiegeschichtliche Assoziationen

Die hier vorgelegten autobiographischen Erinnerungen von Friedrich-Wilhelm Marquardt beruhen auf Transkriptionen von Tonbandmitschnitten autobiographischer Erzählungen, die Marquardt, nachdem er sich im Frühjahr 1994 einer Herzoperation hatte unterziehen müssen und daher im Sommersemester 1994 alle Lehrveranstaltungen hatte ausfallen lassen, ohne Ankündigung im Vorlesungsverzeichnis im Wintersemester 1994/95 jeweils Freitag abends in der Bibliothek des Instituts für Evangelische Theologie an der Freien Universität Berlin in der Dahlemer Ihnestraße 56 vorgetragen hat.

Marquardts schlechter Gesundheitszustand in jenem Wintersemester erlaubte es ihm nicht, eine reguläre Vorlesung zu einem dogmatischen Thema vorzubereiten; die Ersatzlösung, die er gefunden hatte, war der Versuch, ohne Manuskript anhand nur ganz weniger Notizen in freier Rede autobiographische Erinnerungen vorzutragen. Diese Vortragsform brachte es mit sich, dass Erinnerungslücken auftreten und Irrtümer sich einschleichen konnten. Manche ungeschützte Formulierung wäre bei einer gründlicheren Ausarbeitung wahrscheinlich korrigiert worden, und manche freie Assoziation wäre unterblieben oder nachträglich eliminiert worden. Trotz dieser Mängel hat sich der Herausgeber – nach Rücksprache mit Angehörigen Marquardts – entschieden, die mündlichen Erzählungen nebst Transkriptionen interessierten Kreisen zugänglich zu machen, da sie sehr viel autobiographisches, aber auch theologie- und zeitgeschichtliches Material enthalten, das zum Verständnis von Marquardts Theologie, aber auch der theologischen und politischen Landschaft, in der diese entwickelt wurde, erhellend sein dürften. Zu beachten bleibt aber in jedem Fall, dass es sich hier nicht um einen ausgearbeiteten Text handelt, wie ihn Marquardt selber vorgelegt hätte, falls er sich zur Veröffentlichung autobiographischer Erinnerungen entschlossen hätte.

Marquardt hat seine mündlichen Erzählungen jeweils an Freitagabenden vorgetragen. Um den freien Assoziationen eine gewisse Form zu geben, hat er sich entschieden, die Erzählungen jeweils durch eine rituelle Einleitung zu eröffnen, in der er die Hörerinnen und Hörer einlud, sich zurückzulehnen und sich etwas erzählen zu lassen. In der besonders ausführlichen Einleitung zur Erzählung vom 25. November 1994 über die erste Auslandsreise, hat Marquardt dieses an den Havdala-Segen erinnernde Ritual, mit dem im Judentum der Schabbat eröffnet wird, wie folgt begründet: „Das ist deswegen sehr wichtig, gerade am Schabbat, weil in der Nacht der Flucht des Volkes aus Ägypten sie ganz anders auf ihren Hockern und Stühlen sitzen mußten, nämlich die Lenden gegürtet, die Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand und in drangvoller Eile, das heißt so, daß sie auf den Sprung losstarten konnten in die Freiheit, also mobil. Aber das Sitzen am Schabbat unterscheidet sich von dem Sitzen in der Pessachnacht und symbolisiert die ganz große Ruhe, die Israel nach dem Auszug in die Freiheit gegönnt ist. Und darum ist das Anlehnen eines von den ganz großen kleinen Geschenken dieser Nacht und dieses Tages, in jeder Woche wieder.“ Die ritualisierten Einleitungen hatten ihren „Sitz im Leben“ in der Situation des mündlichen Vortrags; in schriftlicher Form – abgelöst von dieser Situation – könnten sie durch die Wiederholung leicht maniriert wirken. Daher wurde entschieden, diese Einleitungen bis auf die vom 21. 10. 1994 und die vom 10. 2. 1995, die im Sinne authentischer Dokumentation zur Veranschaulichung der Atmosphäre stehen blieben, zu streichen.

Nach einer einleitenden Erzählung Marquardts „Über den Zusammenhang zwischen Theologie und Biographie am Beispiel der gescheiterten Habilitation 1971“ am 14. Oktober 1994, die leider nicht mitgeschnitten worden ist, kamen an den weiteren Abenden die folgenden biographischen Stationen zur Sprache: Kindheit und Jugend in der Nazizeit (21. Oktober 1994), die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs (28. Oktober 1994), die Freiheit im Jahr 1945 (4. November 1994), die Religion der Nachkriegszeit – und was ihr dazwischen kam (11. November 1994), die Marburger Studienzeit (18. November 1994), die erste Auslandsreise nach Holland im Jahr 1949 (25. November 1994), die Studienzeit an der Kirchlichen Hochschule in Berlin (2. Dezember 1994) und – nach einer Unterbrechung durch die Weihnachtspause – das Studienjahr in Basel, insbesondere die Erinnerung an Karl Barth als Lehrer (13. Januar 1995), das Vikariat in Lindau als „erste Liebe“ (20. Januar 1995) und die Erfahrung des Kalten Kriegs als Studentenpfarrer an der Freien Universität Berlin (3. und 10. Februar 1995). Am 27. Januar 1995 unterbrach Marquardt aus Anlass der 50. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz den Zyklus der Erzählungen, um als Intermezzo in Form einer Lesung aus bereits veröffentlichten Texten Reflexionen zur Theologie nach Auschwitz vorzutragen. Nicht aufzuklären ist, ob der zuletzt für den 17. Februar 1995 angekündigte abschließende Abend, an dem Marquardt über seine Begegnungen mit Juden berichten wollte, tatsächlich stattgefunden hat.

Als Ersatz für das fehlende Schlußkapitel wird im Anhang ein Interview zur Thematik der Begegnung mit Juden dokumentiert, das der Herausgeber am 5. Februar 1995 mit Marquardt geführt hat. Es enthält u.a. Erinnerungen an Robert-Raphael Geis, aber auch an Marquardts rechts-zionistischen Freund Jochanan Bloch. Außerdem werden zwei Mitschnitte von Rückblicken Marquardts auf die Entstehung seiner Dogmatik dokumentiert: der Schluß von Marquardts letzter Dogmatik-Vorlesung vom 3. Juli 1995 und der Vortrag „Die Geschichte meiner Dogmatik“ aus dem Colloquium zur Vorlesung vom 4. Juli 1995.

Über Entscheidungen bei der Bearbeitung des autobiographischen Materials im einzelnen gibt die editorische Notiz am Schluß Auskunft.

Bonn, im Oktober 2010

Andreas Pangritz

Autobiographische Erinnerungen.
Lebens- und theologiegeschichtliche Assoziationen.
Mitschnitte informeller Erzählungen aus dem Wintersemester 1994/95 an der Freien Universität Berlin.
Hörtext auf Audio-DVD mit Transkription der Tonbandkassetten als PDF
Redigiert und herausgegeben von Andreas Pangritz unter Mitarbeit von Ralf H. Arning
Bonn 2010
ISBN: 978-3-9806216-4-9
Preis: 20,00 Euro (inkl. 19 % USt – Deutschland)

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Letzte Änderung: 09.01.2024
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