Die »Ständige Konferenz von Juden, Christen und Muslimen« (JCM) und die Jüdisch-Christliche Bibelwoche sind jeweils Pionierprojekte im westeuropäischen Kontext. So war JCM bei der Gründung 1967 in Berlin die erste Organisation, die die Muslime in die bis dahin vor allem zwischen Juden und Christen stattfindenden Gespräche mit einbezog. Die Jüdisch-Christliche Bibelwoche kann deshalb als ein Pionierprojekt auf dem Feld des jüdisch-christlichen Dialogs betrachtet werden, weil sie ein von Juden und Christen gemeinsam getragenes Projekt unter internationaler Beteiligung darstellt, und weil hier die Hebräische Bibel »der Ort der Begegnung« ist. Das gemeinsame Schriftstudium – ohne Einbeziehung des Neuen Testamentes – bot von Beginn an, also seit 1969, bis heute eine singuläre Ausgangsbasis der Gespräche.
Der erste Hauptteil befasst sich mit der Historie der beiden Dialogprojekte. Hier werden anhand einzelner Kurzbiographien die Motive zur Gründung der beiden Dialogprojekte untersucht, und es wird ihren Wurzeln im geistigen Erbe der Bekennenden Kirche und des liberalen Judentums im 20. Jahrhundert nachgegangen. Darüber hinaus werden die sich im Laufe der rund vierzigjährigen Geschichte verändernden Motive zur Teilnahme am Dialog sowie die unterschiedlichen Erwartungen und Herausforderungen näher betrachtet.
Der zweite Hauptteil der Studie befasst sich mit Themen und Inhalten, in dem die Selbstthematisierung des Dialogs durch die am Dialog Beteiligten besonders herausgearbeitet wird. Dabei dient die Dialogphilosophie Martin Bubers als Schlüssel der Interpretation. Die Auswertung verschiedener Beiträge von Beteiligten am Dialog mündet schließlich in der Formulierung von Voraussetzungen, die zu einem gelingenden interreligiösen bzw. interkulturellen Austausch führen können.
JCM und die internationale Jüdisch-Christliche Bibelwoche sind Zukunftswerkstätten, in denen eine Theologie der Begegnung eingeübt wird. Hier können Andersglaubende nicht als Gefährdung, sondern als Bereicherung der eigenen Identität erfahren werden. Die Studie bringt in die Debatte um die multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft neue Perspektiven ein, indem sie die Diskussion nicht abstrakt führt, sondern die beiden Projekte konkret aufgrund von praktischen Erfahrungen untersucht.
Daniela Koeppler, geb. 1969, hat in Oldenburg, Jerusalem und Bonn Evangelische Theologie, Geschichte und Judaistik studiert. Sie wurde mit der Dissertation Zelte der Begegnung an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln promoviert und dafür mit dem Georgia-und-Helmut-Friedrich-Stiftungspreis für interkulturelle Theologie ausgezeichnet.
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